Heute Morgen bin ich von Vibo Valentia aufgebrochen, um die ca. 100 km entfernte Hauptstadt der Region Kalabrien, Reggio Calabria, zu besuchen. Ich wählte die Autobahn A2, die mich zwischen dem imposanten Bergmassiv des Aspromonte und dem glitzernden Tyrrhenischen Meer nach Süden führte. In Reggio Calabria erwartete mich ein kulturelles Highlight, das ich bisher noch nicht besuchen konnte: Das Archäologische Nationalmuseum von Reggio Calabria mit seinen Exponaten zur "Magna Graecia", dem von griechischen Siedlern im ersten vorchristlichen Jahrtausend kolonisierten Teil Süditaliens. Die Hauptattraktion sind die beiden weltberühmten, etwa 2500 Jahre alten und knapp zwei Meter großen Bronzestatuen von Riace, die 1972 von Tauchern vor der Küste bei Riace im Meer gefunden wurden. Diese Kunstwerke sind wahrhaftig atemberaubend schön und einzigartig. Allein dafür lohnt sich die Reise nach Reggio Calabria.





Aber auch die Stadt selbst, insbesondere der Corso mit seinen alten Stadtpalästen, ist äußerst sehenswert. Mein erster Halt führte mich in ein gemütliches Café, wo ich eine eigentlich sizilianische Spezialität genoss. Wo kann man sich Sizilien näher fühlen, ohne tatsächlich auf der Insel zu sein, als in Reggio Calabria mit Blick auf das zum Greifen nahe liegende Messina? Ich kostete von einem Cannolo, einer köstlichen, mit Ricotta und kandierten Früchten gefüllten und frittierten Teigrolle. Anschließend schlenderte ich am Lungomare entlang, vorbei an den riesigen Magnolien mit ihren imposanten Wurzeln, und genoss den Blick auf die Meerenge von Messina. Dabei wurde mir erneut bewusst, was meine Liebe zu diesem einzigartigen Land neben dem Wetter, dem vorzüglichen Essen und Trinken sowie der Schönheit der Landschaft und der Menschen ausmacht: Es ist das stets präsente Gefühl einer Jahrtausende alten Hochkultur, die aus vielerlei Quellen schöpft, und der besondere Umgang der Menschen hier in Italien damit.


Auf dem Rückweg, entlang der Küste, machte ich einen weiteren Halt an einem berühmten Ort: Scilla, einem Felsvorsprung an der Meerenge von Messina. Scilla ist vielleicht eher als Skylla bekannt, ein in der von Homer erschaffenen Odyssee vorkommendes Meerungeheuer. Dieses Ungeheuer, mit seinen 12 Füßen, 6 Köpfen und einem schrecklichen Gebiss, lebte in einer Felsenhöhle an der Meerenge. Zusammen mit seinem Gegenüber, Charybdis, einem furchterregenden Strudel, der dreimal am Tag Wasser einschlürfte und wieder ausspie und dabei alles zerstörte, was eingesogen wurde, machte es dem reisenden Odysseus einmal mehr das Leben schwer. Heute jedoch präsentiert sich Scilla als malerisches Fischerdorf, das sich direkt an der Meerenge erstreckt. Hier findet man kleine Fischrestaurants mit einem direkten Blick auf das Meer und intensivem Kontakt zur Meeresbrise.






Während ich durch die engen Gassen von Scilla schlenderte, konnte ich die Geschichte und die Legenden förmlich spüren, die diese charmante Küstenstadt umgeben. Die winzigen Boote der Fischer schaukelten sanft auf den Wellen, und die Farben der Häuser schienen mit dem klaren blauen Himmel und dem tiefblauen Wasser zu harmonieren.
Meine Reise durch Kalabrien hatte mir nicht nur die Schätze der Antike, sondern auch die Schönheit und die Geschichten dieser Region nahegebracht. Es ist eine Region, in der die Zeiten auf faszinierende Weise miteinander verschmelzen, und ich bin dankbar, dass ich all dies erleben durfte. Die Rückfahrt entlang der Küstenstraße bot mir Gelegenheit, all diese Eindrücke zu verarbeiten und mich auf weitere Abenteuer in diesem beeindruckenden Teil Italiens vorzubereiten.